top of page

Moot Courts - Alles, was Du wissen musst!

Vielleicht ist Dir der Begriff „Moot Court“ bereits in der US-amerikanischen Serie „Suits“ untergekommen. Doch was genau ist ein Moot Court eigentlich? Was passiert dort und wann und wie kann man da mitmachen? Hier erhältst Du Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ist ein Moot Court überhaupt?

Der Begriff „Moot Court“ bedeutet so viel wie „simulierte Gerichtsverhandlung“ und beschreibt damit bereits ziemlich klar, worum es bei einem Moot Court geht. Es handelt sich um eine Art Rollenspiel, bei dem die Studierenden in die Rolle der verschiedenen Prozessparteien schlüpfen. Es werden fiktive oder auch reale Fälle aufbereitet und dann im Rahmen einer Gerichtsverhandlung mit wechselnder Rollenverteilung vorgetragen.

Studierende sollen dabei als Interessensvertreter einer Partei einen Fall rechtlich analysieren, Beweismittel würdigen und Rechtsmeinungen formulieren. Dabei sollen sie sich auch mit den Gegenargumenten auseinandersetzen und das Gericht schließlich von ihrer Position überzeugen. Es handelt sich stets um Fälle, bei denen die Positionen der Prozessparteien grundsätzlich gleichstark sind. Maßstab der Bewertung ist daher im Ergebnis nicht der Sieg oder Verlust vor Gericht, sondern die überzeugende Darstellung der Rechtsposition der jeweils eingenommenen Prozesspartei.  

Die Idee des Moot Courts stammt ursprünglich aus den USA. Der Sinn eines solchen Moot Courts liegt darin, dass die Studierenden, die während des Studiums fast ausschließlich theoretisches Wissen erwerben, die Möglichkeit bekommen sollen, dieses Wissen realitätsnah anzuwenden. Sie sollen sich so auf ihren späteren Berufsweg vorbereiten können und insbesondere ihre rhetorischen Fähigkeiten schulen.

Mittlerweile haben sich die Moot Courts zum Teil zu großen Wettbewerben entwickelt. Es gibt sie in vielen unterschiedlichen Rechtsgebieten und Schwierigkeitsstufen. Während die Moot Cours früher zur Übung unter den Studierenden einer Universität gedacht waren, finden sie mittlerweile auch zwischen Studenten unterschiedlicher Universitäten auf nationaler und sogar auf internationaler Ebene statt.

Nationale Moot Courts

Die Möglichkeit, das theoretische Wissen aus dem Studium praktisch anwenden zu können und so einen Einblick in den Gerichtsalltag zu erhalten, reizt auch in Deutschland viele Jurastudierende. Daher gibt es mittlerweile auch hier zahlreiche Moot Courts, die sich an den Moot Courts der USA orientieren.

Auf nationaler Ebene ist als einer der großen Moot Courts der ELSA Deutschland Moot Court (EDMC) zu nennen. Dieser wird seit 1994 jährlich von der deutschen Sektion der European Law Students’ Association ausgerichtet. Es werden Fälle nach dem deutschen Zivilrecht in deutscher Sprache verhandelt. Der EDMC gliedert sich in drei Ebenen: die Lokalentscheide, die Regionalentscheide und der Bundesentscheid. Das Finale findet in Karlsruhe unter dem Vorsitz von Richtern und Anwälten des Bundesgerichtshofs statt. Die Lokalentscheide werden von den lokalen Fakultätsgruppen organisiert. Solltest Du Interesse an diesem Moot Court haben, können die Mitglieder der ELSA Dir sicher weitere Informationen geben.

Seit 2013 existiert der von der Hans-Soldan-Stiftung geförderte Soldan Moot zur Anwaltlichen Berufspraxis (Soldan Moot) an der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Universität Hannover. Er wird von der Hans-Soldan-Stiftung, der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK), dem Deutschen Anwaltverein (DAV), und dem Deutschen Juristen-Fakultätentag (DJFT) veranstaltet. Es wird anhand eines fiktiven Falls ein deutsches Gerichtsverfahren simuliert. Prämiert werden am Ende nicht nur die Sieger im Finale, sondern es werden auch Preise für die besten Kläger- und Beklagtenschriftsätze sowie für die beste mündliche Leistung in der Vorrunde vergeben.

Neben diesen besonders großen Moot Courts gibt es zahlreiche weitere Moot Courts, die an den Universitäten entweder intern oder im Wettbewerb mit einer anderen Universität veranstaltet werden. Hier kommen auch die „Nicht-Zivilrechtler“ voll und ganz auf ihre Kosten. Sowohl strafrechtliche als auch öffentlich-rechtliche Moot Courts werden inzwischen vermehrt angeboten. Auch gibt es speziellere Moot Courts wie z.B. den steuerrechtlichen Moot Court des Bundesfinanzhofes oder den arbeitsrechtlichen Moot Court des Bundesarbeitsgerichts, die spannende Einblicke in weitere Rechtsgebiete bieten können.

Internationale Moot Courts

Auch auf internationaler Ebene gibt es unterschiedliche Moot Courts, bei denen deutsche Teams gegen Studierende aus anderen europäischen oder auch außer-europäischen Ländern antreten können.

Der älteste und wohl auch renommierteste dieser internationalen Moot Courts ist der seit 1960 stattfindende Philip C. Jessup International Law Moot Court. Die Teilnehmer simulieren hier einen fiktiven völkerrechtlichen Fall vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, wobei das gesamte Verfahren in englischer Sprache abgehalten wird. In Deutschland findet jährlich an wechselnden Universitäten ein Vorentscheid zur Auswahl der deutschen Vertreter statt. Das Finale wird jedes Jahr in Washington, D.C. abgehalten.

Ein weiterer sehr bekannter internationaler Moot Court ist der Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court. Schwerpunkt des Willem C. Vis Moots sind Probleme aus dem Schiedsverfahrensrecht sowie dem UN-Kaufrecht. An der seit 1994 stattfindenden Veranstaltung nehmen regelmäßig mehrere hundert Teams aus etwa 60 Staaten teil. Das Finale findet in Wien statt.

Wann kann ich an einem Moot Court teilnehmen?

Die Teilnahme an einigen Moot Courts setzt einen bestimmten Studienfortschritt voraus, jedoch können Studierende an vielen Moot Courts bereits während des Grundstudiums teilnehmen. Sinnvollerweise sollte man jedoch bereits ein gewisses Grundwissen besitzen, um die rechtlich teils sehr komplexen Fälle bearbeiten zu können. So kann man wahrscheinlich am besten von den Erfahrungen profitieren.

Für die Teilnahme bietet sich daher der Zeitraum nach der Zwischenprüfung und vor den großen Scheinen an. Je nach Ausgestaltung und Umfang des Moot Courts müssen hierfür bis zu zwei Semester eingeplant werden, die aber in der Regel auf den Freischuss angerechnet werden können. Bei der Auswahl des Zeitraums sollte man allerdings darauf achten, dass sich die Examensvorbereitung und der Moot Court nicht überschneiden, damit man beidem jeweils seine volle Aufmerksamkeit widmen kann.

bottom of page